Die BR 23 von Kiss war 2002 das erste bezahlbare, hochwertige Kleinserienmodell

BR 50 (Kiss)

 Wie so üblich, wurde gleich nach Auslieferung der ersten Loks im Spur 1 Forum heftig über (angebliche) Schwächen dieses Modells diskutiert. Sieht man mal von der unglücklichen Kombination des Bühler 24 Volt Motors mit der ungenügenden Regelleistung des Esu Decoders ab, handelt es sich bei der BR 50 um ein insgesamt gelungenes Modell mit sehr gutem Preis/Leistungsverhältnis . Nachfolgende Tipps zeigen primär, wie man das Modell seinen individuellen Vorstellungen anpassen kann. 

 

Als Einstieg ein Foto, auf dem bereits ein großer Teil der durchgeführten Arbeiten zu sehen sind: gekürzter Lok-Tenderabstand, mattschwarze Lackierung, leichte Alterung des Fahrwerks, symmetrische Anordnung der Loknummer, „Gummitür“ an der Lok, Triebwerksleuchte mit Glühbirnchen, neue Bekohlung sowie Fahrpersonal im Führerstand.
Die Kaschierung der (überflüssigen) Aussparungen am Tenderrahmen für die Spurkränze wird noch aus lackiertem Karton folgen.


Wie man übrigens die Lok öffnet:
Die 2 Träger rechts und links unterm Führerhaus abschrauben (2 x 2 Schrauben). Oberhalb des Steuerungsträgers ist das Umlaufblech rechts und links verschraubt (nur mit Elektronikschraubenzieher mit sehr langer klinge erreichbar). Bei der Schürzenversion ist vorne die Pufferbohlenabdeckung mit 2 Schrauben befestigt
 

Jetzt die beiden Stecker für die Triebwerksbeleuchtungen abziehen (beim Zusammenbau: das rote Kabel gehört nach vorne). Erst dann den Rahmen vorne und hinten mit je 2 Schrauben lösen und abheben. Vor dem Abziehen von Steckern diese markieren (Die Markierung ab Werk ist mißverständlich).

 

Alle LED wurden durch unsere 2,3 mm starken Microbirnen und 330 Ohm Vorwiderstand ersetzt. Weitere Einzelheiten im Bericht zur BR 23.

 

Hier bei der Triebwerksleuchte. Passende Glas-Abdeckkappen wären natürlich noch wünschenswert. Aber woher?  

 

 

Die 1k2 Vorwiderstände der LED werden durch 330 Ohm für die Birnchen ersetzt. Mit der Tenderplatine ist analog zu verfahren.

 

Bei der Tenderlampe wurden die Zuleitungen nach unten geführt und die Rückseite mit Silberfolie abgedeckt. Das Loch im Tender wurde verschlossen.  

 

Hier wurden rechts und links in 0,7er Löchern die Kable durchgeführt.

Wer nur auf Radien ab 2,3 m fährt, kann vorne den großen „Stromabnehmerschlitten“ durch kleine „Picker“ ersetzen. Die Seitenverschieblichkeit der Achse sollte dazu begrenzt werden.


Mit diesen Sprengringen von den alten Märklin H0 Birnchen-Schraubfassungen lässt sich das Seitenspiel recht einfach begrenzen.

 

Kiss hat inzwischen auf Kundenwunsch einen 12 V Bühlermotor eingebaut, mit dem die Regelprobleme beim Esu Decoder nicht mehr auftauchen. Noch weicher fährt die Lok mit dem Mabuchi RS 545 SH (BR 23 oder BR 218). Dann wurden auch gleich die Zahnriemenräder getauscht: oben 18 Zähne, unten 21 (Das Foto zeigt allerdings noch einen Versuch mit 18 : 26). 

 

Eine weitere Optimierung bringt eine Untersetzung von 12 : 24 (Lemo-Solar)
T2,5/12 Zähne
T2,5/24 Zähne
Zahnriemen mit 58 Zähnen
Der neue Achsabstand beträgt dann 49,7 mm. Für die Arbeiten ist leider eine Drehbank erforderlich, da die Bundscheiben (24Z) abgedreht werden müssen und neue Achsbohrungen (incl. Ausbuchsen) an den Riemenrädern erforderlich sind.

 

Wie die Spiralfeder (links) für einen optimalen Andruck der Vorlaufachse sorgen soll, ist nicht recht klar. Da der Spurkranz abgedreht wurde, sorgt jetzt ein ausrangierter Spur 0 Federpuffer für den nötigen Andruck. Die alte Feder entfällt dann.

 

Die beiden Kurzkupplungs-Platten bekommen neue Befestigungslöcher: 20,5 mm ab Unterkante. Bei der Platte der Lok sind die alten Löcher aus Platzgründen wegzufeilen oder zu schneiden. Bei einigen Loks haben die Schrauben Untermass, was beim Festziehen zum Klemmen der Deichsel führt; entsprechend wurde die Schraube überdreht. Mit der Feile wurde der Überstand des Zapfens entfernt, um eine ebene Auflage zu erhalten.  

 Beim Tender muss um jeden Zehntel-Millimeter gekämpft werden, damit die Schraube nicht mit dem Querträger des Drehgestells kollidiert. Von Kiss sind inzwischen überarbeitete Teile erhältlich.

 

 

 Um den Lok-Tenderabstand optisch zu schließen, wurden die Tendertüren mit Sekundenkleber in der äussersten Lage fixiert und an der Lok Türen aus Fahrradschlauch angebracht. Vielleicht wird irgendwann noch das von der Märklin BR 01 übrige Übergangsblech eingebaut.

 

 Da die Lok ohnehin mattschwarz überlackiert wurde, ist die - nur für Epoche 4 richtige - Funkantenne entfernt worden.

 

Der ursprüngliche Kohleeinsatz mit viel zu feiner Kohle in „Glattstrich-Manier“ wurde durch einen 2 mm Karton und neue Kohle (z.B. von Hübner) ersetzt. Klar, dass beim Bekohlen auch mal was daneben fällt ... 

 

 Durch Umbeheimatung nach Darmstadt (das Schild Mainz-Bischoffsheim war einfach zu lang) konnte das Lokschild am Führerhaus mittig angebracht werden.

 

Mattschwarze Lackierung und Beleuchtung mit Microbirnchen

 

Und jetzt geht´s auf die Strecke.






Nachtrag 04/2018
Erst einige Jahre später ergab sich durch Zufall, dass der oben beschriebene Motorentausch eigentlich nicht notwendig ist.
Ab Werk ist die Lok ursprünglich mit einem 24 V Motor ausgerüstet worden. Auf diese höhere Spannung wurde dann der etwas ruckelige Lauf der Maschine zurückgeführt und man hat auf Anforderung von Kiss im Austausch den gleichen Motor in 12 V Ausführung bekommen. Mit entsprechender Anpassung der Motor CV lief die Lok dann sehr gut.
Späterer stellten wir dann per Zufall fest, dass der 24 V Motor innen - also von aussen nicht sichtbar - mehrere Entstörkondensatoren besaß, welche die Motorregelung negativ beeinflusst hatten. Falls man also eine ruckelnde 50 hat und keinen Tauschmotor mehr bekommen kann, bleibt immer noch die Option, dem Motor zu Leibe zu rücken und die Kondensatoren zu entfernen.
Das Öffnen des Motors war allerdings schon recht knifflig, weshalb man sich da notfalls schon Rat bzw. Unterstützung von erfahrenen Kollegen einholen sollte.


08.2004.ab
04.2018